Wunderkammer: Das Breitenberg Projekt

Seit 2020 arbeite ich an der Werkgruppe „Breitenberg-Projekt“, durch das ich nach meiner schweren Krebserkrankung Anfang 2017 nach Bestrahlung und Chemotherapie in der Zeit der Rekonvaleszenz allmählich wieder Freude an der künstlerischen Arbeit und am Leben zurückgewinnen konnte.

 

Breitenberg liegt im Landkreis Passau, im südlichen Bayerischen Wald, im Dreiländereck zu Tschechien und Oberösterreich. Meine jüngste Tochter und ihr Mann erbten dort einen Bauernhof, der im Jahre 1876 erbaut, bis Anfang der 70er Jahre ständig und dann nur noch sporadisch bewohnt wurde. Die Vorfahren meines Schwiegersohns lebten wie viele Familien in Breitenberg von einer kleinen Landwirtschaft mit Weberei im Nebenerwerb. Die in diesem Anwesen verbliebenen zahlreichen Gegenstände aus diesen Erwerbszweigen wurden mir für künstlerische Zwecke überlassen. In der Kombination mit ähnlichen Fundstücken aus meiner eigenen Sammlung und mit Utensilien aus der Medizintechnik im Zusammenhang mit meiner Krebserkrankung entstehen neuartige Objekte, die meine gegenwärtige Lebenssituation widerspiegeln.

Wunderkammer: Das Projekt Breitenberg

 

„Die Kunst- und Wunderkammern bildeten die Urformen der modernen Museen. Man verstand diese frühen „Museä“ als Spiegel der erkennbaren Welt, deren Geheimnisse es zu entschlüsseln galt. Es wurde nicht nur gesammelt, um zu besitzen, sondern vor allem, um zu verstehen. Kein Bereich des Merk- und Bewunderungswürdigen aus Natur, Kunst, Wissenschaft und Technik wurde ausgespart.

Eine Spezialisierung nach Sach- und Fachgebieten war den damaligen Sammlern fremd. Als besonders sammel würdig galten vor allem jene Erzeugnisse, in denen sich künstlerische und technische Perfektion in Kombination mit nicht alltäglichen Materialien vereinen.

Mit den meisten dieser virtuos verarbeiteten Materialien verband sich eine tiefere Symbolik: der Glaube an die Wirkung naturgesetzlich unerklärter Kräfte. Als erotische Stimulatoren, zur Abwehr von Naturkatastrophen, als Gegengift oder in der Heilkunde eingesetzt, wurden sie oft mit schwerem Gold aufgewogen.“

 

Auszug aus einer Schautafel im Grassi Museum Leipzig, Abteilung: Angewandte Kunst, Raum 17